Die Weltreligionen

Hinduismus

Stand

Ursprung

Die Wurzeln des Hinduismus reichen mehr als 3.000 Jahre zurück. Nach Christentum und Islam ist der Hinduismus die drittgrößte Religionsgemeinschaft.Ihre Anhänger leben fast alle in Indien. Sie werden "Hindus" genannt.

Hindu-Tempel und Schrein für die Gottheit Maha Vishnu (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Godong  Pascal Deloche)
Hindu-Tempel und Schrein der Batu-Höhlen. Maha Vishnu hinduistische Gottheit bekannt als der absolute Beschützer des Universums. (Kuala Lumpur, Malaysia)

Hindus nennen ihre Religion auch "Sanatana Dharma", die "ewige Religion". Hindus glauben an Brahman, eine "göttliche Kraft", die alles beseelt und lebendig macht. Viele Hindus verehren Vishnu, den Gott der Güte. Ab und zu kommt er als Tier oder Mensch auf die Erde, um Unheil abzuwenden.

Eine andere Hauptgottheit ist Shiva. Dieser Gott wird "der Zerstörer" genannt, er zerstört das Alte, damit Neues auf der Welt entstehen kann. Seine ganze Kraft bekommt er von Shakti, der Göttin der Ur-Energie.

Hindu ist, wer in eine Hindu-Familie hineingeboren wird. "Hindu" ist im Deutschen übrigens sowohl die Bezeichnung für einen weiblichen wie für einen männlichen Anhänger der Religion.

 Ein Brunnen mit Bildsäulen im Goa Gajah Tempel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Bildagentur-onlineMasci-AGBali)
Ein Brunnen mit Bildsäulen im Goa Gajah Tempel, Indonesien

Heilige Schriften

Die älteste heilige Schrift im Hinduismus sind die Veden, das bedeutet "Wissen". Sie sind vor ungefähr 3.000 Jahren entstanden und enthalten uralte Erzählungen über Götter, magische Beschwörungen und Lieder, die früher von Priestern gesungen wurden.

Heute zählen die Lehren der Upanishaden zu den wichtigsten heiligen Schriften. Das Wort bedeutet: "Sitze zu Füßen deines Lehrers". Die Lehrer geben darin den Menschen das Wissen über den Kreislauf von Leben und Tod weiter. Die Bhagavadgita der "Gesang des Erhabenen", ist die bekannteste heilige Schrift der Hindus. Sie ist besonders beliebt bei Kindern, denn sie erzählt wunderbare Geschichten über den Helden Arjuna und seine Begegnungen mit dem Gott Krischna. Im Alltag der Hindus spielen Geschichten göttlicher Helden überhaupt eine große Rolle. Sie werden auf religiösen Festen vorgelesen, in Kinofilmen und sogar in Comics gezeigt.

Religiöse Gebote

Das Dharma bestimmt für Hindus die Ordnung der Welt, der Tiere, Pflanzen und auch der Menschen. Das Karma, das Konto der guten oder schlechten Taten, bestimmt in welche Kaste ein Hindu geboren wird. Ein gutes Karma bewirkt, dass die Seele in einem besseren Leben wiedergeboren oder sogar erlöst wird. Für Hindus kehrt die Seele nach dem Tod in einem anderen Lebewesen wieder auf die Erde zurück. Geburt, Tod und Wiedergeburt bilden einen ewigen Kreislauf, Samsara. Allgemein gelten die zehn Lebensregeln, um ein gutes Leben im Alltag zu führen.

Kühe am Strand (Indonesien) (Foto: Colourbox)
Kühe sind für Hindus heilige Tiere

Gebet

In einem traditionellen hinduistischen Haus steht ein kleiner Altar mit einer Götterfigur. Morgens spricht die Familie hier gemeinsam die "Pujas", die Gebete. Dann liest der Vater aus den heiligen Schriften vor oder alle verbringen einige Zeit schweigend vor dem Altar. Madir, "Ort der Anbetung", wird ein hinduistischer Tempel genannt.In Städten und Dörfern, auf Bergen, in Wäldern, überall haben Hindus kleine Hütten oder riesige Tempelanlagen für ihre Gottheiten gebaut.

Hindu-Tempel Prambanan Indonesien (Foto: Colourbox)
Hindu-Tempel Prambanan Indonesien

Nach dem Tod

Hindus glauben, dass mit dem Tod nur eine Epoche des Daseins zuende geht. Die Seele oder der Geist wird gleich darauf oder sehr viel später in einem neuen Körper wieder geboren. Diese ewige Wiedergeburt nennen Hindus Punarajati.

Die Vorstellung von dem ewigen Kreislauf von Geburt – Leben – Tod und Wiedergeburt ist für Hindus schlimm. Sie zwingt sie dazu, sich ununterbrochen gut und richtig zu verhalten, wenn sie es im nächsten Leben gut haben wollen. Denn Hindus glauben wie Buddhisten an ein Karma. Das ist ein Gesetz, nach dem jede Tat hier und heute im nächsten Leben belohnt oder bestraft wird.

Der Kreislauf der ewigen Wiedergeburt endet nach dem Glauben der Hindus erst, wenn ihre Seele frei ist und ins Nirwana gelangt. Die Befreiung der Seele von der Wiedergeburt heißt im Hinduismus Moksha.

Wichtige Feste

Weil die Hindus so viele Götter verehren, gibt es auch Tausende große und kleine Feste. Manche feiern ihren Gott mit großen Festprozessionen, in denen das Götterbild auf bunten Wagen gefahren wird.

Divali Zeremonie (Foto: Colourbox)
Divali Zeremonie

Divali:

Eines der größten Feste heißt Divali, "Lichterkette", und ist das indische Neujahrsfest.Zu Ehren Vishnus und der Göttin des Glücks, Lakshmi, sind alle Häuser und Straßen, selbst Seen und Bäume mit kleinen Öllampen geschmückt. In den Städten wird auch Feuerwerk gezündet.

Heilige Stätten:

Rituelles Bad im Ganges (Foto: Colourbox)
Rituelles Bad im heiligen Wasser des Fluss Ganges

Täglich kommen viele tausend Pilger nach Benares, der heiligen Stadt am Flussufer des Ganges. Ein buntes Gewimmel von Kranken, die auf Heilung hoffen, von Frommen und heiligen Männern, den Sadhus, bevölkert die Treppenstufen zum Fluss. Alle wollen in das heilige Wasser des Ganges tauchen, um so ihre Seele von Schuld zu reinigen.Gläubige Hindus verbringen einige Zeit ihres Lebens in einem Ashram. Das ist ein ruhiger Ort, um sich in geistige Übungen und Meditation zu versenken. Ein Guru, ein religiöser Lehrer, unterweist sie dort in den heiligen Lehren. Weit verbreitet sind die Übungen des Yoga, das bedeutet "Vereinigung mit Gott".

Frauen im Hinduismus

Im Hinduismus gibt es eine große Zahl mächtiger Göttinnen. Da sollte man denken, dass Frauen in der Gesellschaft hoch geschätzt werden. Das ist aber oft nicht so: Viele Gläubige - auch Frauen - finden, dass Frauen weniger wert sind als Männer. Den Frauen bleibt nur die Hoffnung, im nächsten Leben als Mann wiedergeboren zu werden.Mädchen werden oft schon unter fünfzehn Jahren verheiratet und können sich ihren Mann nicht selbst aussuchen. Erst wenn eine Frau Söhne geboren hat, verbessert sich ihr Ansehen.Im modernen Indien sind Männer und Frauen vor dem Gesetz natürlich gleichberechtigt. Auch viele Hindus lehnen die Benachteiligung von Frauen ab. Doch in vielen Gegenden ist es immer noch schwer, als Mädchen geboren zu sein

Andersgläubige

Hindus mit ihren vielen verschiedenen Glaubensrichtungen machen über 80 Prozent der indischen Bevölkerung aus. Sie versuchen nicht, andere zu ihrem Glauben zu bekehren, weil man Hindu nur durch Geburt werden kann.

Hinduistische Lehrer außerhalb Indiens

Im Westen kennen wir hinduistische Gurus wie Baghwan, später Osho genannt, der in den siebziger Jahren in Poona einen Ashram gründete. Er war Anziehungspunkt für viele Menschen aus der ganzen Welt, die von seinen Lehren fasziniert waren.

Hare Krischna-Anhänger in Queens in New York (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Photoshot)
Hare Krischna-Anhänger in Queens in New York

Mararishi Maharesh Yogi wurde berühmt, weil er den Beatles, einer Popgruppe der 60er Jahre, das Meditieren beibrachte. Danach waren einige Hits der Beatles stark von indischer Musik beeinflusst.Hare-Krishna nennt sich eine hinduistische Bewegung in Europa, Nordamerika und Indien. Die Anhänger verehren den Gott Krishna und leben vom Betteln. Sie fallen vor allem durch ihre Kopfrasur, ihre gelben Gewänder und ihren ununterbrochenen Gesang "Hare Krishna" auf.

Besonderheiten

Das Kastensystem

Infografik: Das Kastensystem in Indien (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa-infografik)
Infografik: Das Kastensystem in Indien

Nach dem indischen Gesetz ist das Kastensystem heute abgeschafft. Trotzdem beherrscht es noch immer das gesellschaftliche Leben in Indien, denn viele Hindus halten diese Ordnung für richtig. Nach der Vorstellung der Hindus ist jeder Mensch in eine Kaste hineingeboren. Die Zugehörigkeit zu seiner Kaste bestimmt, welchen Beruf er ausüben darf und wie angesehen er ist. Unterhalb der Kasten stehen die Parias, die "Unberührbaren". Der bekannteste Kämpfer gegen das Kastensystem war Mahatma Gandhi.

Mahatma Gandhi (1869 - 1948)

Die Politik Indiens wurde bis 1947 von Großbritannien bestimmt. Gandhi wünschte sich wie viele Inder die Unabhängigkeit Indiens: Es sollte ein demokratisches, von Indern selbst regiertes Land werden. Gandhi führte die große gewaltfreie Bewegung gegen die britische Politik in Indien an. InderInnen aus allen Kasten beteiligten sich am jahrzehntelangen Widerstand gegen die britische Herrschaft in Indien. Sie führten Anordnungen der Briten nicht aus und arbeiteten nicht in der britischen Verwaltung mit. Gandhi fand, dass zu dieser gemeinsamen Bewegung das Kastensystem nicht passte. Auch die unteren Kasten und die Parias hatten seiner Meinung nach ein Recht auf ein Leben ohne Hunger und Armut, auf Ausbildung und einen selbstgewählten Beruf. Auch mit den vielen Muslimen in Indien suchte Gandhi ein friedliches Miteinander. Damit machte er sich viele Feinde unter den Hindus. Ein Jahr, nachdem Indien unabhängig geworden war, wurde Gandhi von einem fanatischen Hindu erschossen.

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AUTOR/IN
SWR