Eine Wasseramsel im Wasser  (Foto: Colourbox)

Cinclus cinclus

Wasseramsel

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AUTOR/IN
Barbara Kiesewetter

Die Wasseramsel trägt ihren Namen, weil sie einer Amsel ähnlich sieht und am Wasser lebt. Sie ist der einzige Singvogel, der auch Schwimmen und Tauchen kann.

Steckbrief

Wie sieht die Wasseramsel aus?

Die Wasseramsel ist dunkelbraun und hat einen großen weißen Brustlatz. Ihre Flügel sind ziemlich kurz und rund, und den Schwanz hält sie meist nach oben aufgestellt wie ein Zaunkönig. Sie wird etwa 18 cm groß und hat kräftige, lange Beine. Junge Wasseramseln sind braungrau.

Außerdem haben sie eine dunklere Rücken- und eine hellere Bauchseite. Erst wenn sie erwachsen sind, tragen sie den typischen leuchtend weißen Brust- und Kehllatz. Übrigens: Männchen und Weibchen sehen gleich aus.

Wo lebt die Wasseramsel?

Die Wasseramsel kommt in Europa, Nordafrika und Vorderasien vor.

Wasseramseln lieben schnell fließende Flüsse und Bäche mit kaltem, klarem Wasser und Kies und Felsbrocken auf dem Grund.

Am Ufer müssen niedrige Sträucher und Gebüsche wachsen, damit sie Verstecke und Plätze für ihre Nester finden.

Solche Gewässer befinden sich meist dort, wo es bergig und hügelig ist.

Kälte macht der Wasseramsel nichts aus: Sie bleibt auch im Winter bei uns. Und im Gebirge findet man sie sogar bis in 2000 m Höhe!

Welche Wasseramselarten gibt es?

In Europa gibt es verschiedene Unterarten der Wasseramsel; allerdings unterscheiden sie sich nur wenig voneinander. Wasseramseln im Norden Europas (Cinclus cinclus cinclus) haben einen schwarzbraunen Bauch, mitteleuropäische (Cinclus cinclus aquaticus) und solche von den britischen Inseln (Cinclus cinclus hibernicus) einen rotbraunen Bauch. Die Braune Wasseramsel (Cincolus pallasii) lebt in Mittel- und Ostasien, die Graue Wasseramsel (Cinclus mexicanus) im Westen Nord- und Mittelamerikas und die Weißkopf-Wasseramsel (Cinclus leucocephalus) in Südamerika.

Alle Wasseramseln gehören zur Familie der Wasseramseln. Das hört sich vielleicht logisch an, ist aber nicht selbstverständlich: Die Amseln, die wir aus unseren Gärten kennen, gehören nämlich zu den Drosseln! Trotz des ähnlichen Namens sind Amseln und Wasseramseln also nicht miteinander verwandt.

Wie alt werden Wasseramseln?

Wasseramseln können etwa zehn Jahre alt werden.

Verhalten

Wie lebt eine Wasseramsel?

Es ist faszinierend, Wasseramseln zu beobachten. Sie fliegen dicht über der Wasseroberfläche, setzen sich auf einen Stein und machen dabei immer die selben Bewegungen: Sie stellen den Schwanz hoch auf, knicksen mit den Beinen und wippen mit dem Körper auf und ab. Dann stürzen sie sich zur Futtersuche kopfüber ins Wasser.

Wasseramseln sind perfekte Unterwasserjäger. Sie besitzen zwar keine Schwimmflossen an den Füßen, rudern dafür aber mit ihren kurzen Flügeln und können auf diese Weise ziemlich geschickt unter Wasser schwimmen.

Damit sie nicht von der Strömung abgetrieben werden, wenden sie einen Trick an: Sie stellen sich schräg zur Strömung, so dass diese ihren Körper leicht unter Wasser drückt. Dann können sie mit ihren kräftigen Beinen sogar unter Wasser auf dem Grund laufen.

Die längsten Tauchgänge dauern 30 Sekunden, doch meist kommen sie nach wenigen Sekunden mit ihrer Beute wieder an die Oberfläche. Im Winter tauchen sie sogar durch Löcher in der Eisdecke.

Wasseramseln sind gut an das Leben im Wasser angepasst: Damit ihre dichten Federn nicht nass werden, fetten sie - ähnlich wie Enten - das Gefieder mit einer öligen Flüssigkeit ein, die aus der Bürzeldrüse stammt.

Außerdem können sie Nasenlöcher und Ohren beim Tauchen verschließen.

Ihre Augen sind nicht gewölbt, sondern flach wie eine Taucherbrille: So können sie sowohl über, als auch unter Wasser gut sehen.

Wasseramseln leben meist allein. Nur zur Brutzeit mögen sie Gesellschaft und leben dann mit ihrem Partner zusammen.

Freunde und Feinde der Wasseramsel?

Vor allem junge Wasseramseln haben Feinde: Katzen, Ratten, Wiesel und sogar Eichelhäher können ihnen gefährlich werden.

Wie vermehren sich Wasseramseln?

Schon ab Februar beginnt das Wasseramsel-Männchen mit dem Nestbau. Am Uferrand baut es unter Wurzeln, Baumstämmen oder in Mauerlöchern und unter Brücken ein kugelförmiges Nest. Wenn es eine Partnerin findet, hilft sie ihm beim Bauen mit. Das Nest wird außen mit Moos umhüllt und innen gut mit Blättern ausgepolstert. An der Seite besitzt es einen kleinen Eingang.

Damit möglichst keine Feinde eindringen können, liegt er dicht über dem Wasser in einer kleinen Höhle oder in einem dunklen, versteckten Winkel. Manchmal suchen Wasseramseln für ihr Nest einen ganz besonders sicheren Platz: Sie bauen es in die Wand hinter einem Wasserfall. Dann gelangen sie zwar nur im Sturzflug durch das tosende Wasser zu ihrem Nest - aber die Jungen sind sicher.

Zwischen März und Juni brütet das Weibchen vier bis sechs Eier aus. Nach 16 Tagen schlüpfen die Jungen, und nach 19 bis 25 Tagen sind sie flügge. Kleine Wasseramseln lernen schnell: Sobald sie fliegen, können sie auch tauchen und schwimmen. In warmen Gegenden ziehen Wasseramseln sogar zwei Bruten in einem Jahr groß.

Wie verständigen sich Wasseramseln?

Wasseramseln trillern und pfeifen abwechselnd und geben auch kratzende Töne von sich. Wenn sie über das Wasser fliegen, rufen sie laut "ztiittz" oder "zit".

Pflege

Was fressen Wasseramseln?

Wasseramseln jagen unter Wasser vor allem Wasserinsekten, Larven und Flohkrebschen.

Größere Tiere fressen sie nicht; von Zeit zu Zeit erbeuten sie aber einen winzig kleinen Fisch.

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